Wirtschaft und Gewalt - Wie Geld den Mensch verändert
Johan Galtung, der Begründer der modernen Gewalttypologie und Friedensforschung, bringt das Wesen der Gewalt auf eine einfache Formel. Steht es Menschen nicht frei, durch eigene Willenshandlungen sich selbst grundlegende menschliche Bedürfnisse zu erfüllen, ist dies ein Fall von Gewalteinwirkung.
Vor Galtung gab es weder in der Psychologie noch in der Philosophie einen eindeutig eingegrenzten Gewaltbegriff. Juristisch ist in jedem Fall davon die Rede, wenn das Grundrecht einer Person auf körperliche Unversehrtheit von Dritten missachtet wird. Auch die Ursachen sind vielfältig: Entweder handelt es sich um (ererbte/umweltbedingte) Verhaltensstörungen oder soziale Gruppenprozesse (auf verschiedenen Ebenen).
Die Schlagwörter "Wirtschaft" und "Gewalt" nun rahmen Galtungs Konzept der "strukturellen Gewalt", das er seit den 60er Jahren immer weiter entwickelte. Dieses Konzept beschreibt nichts anders als die Form sozialer Ungerechtigkeit, die durch die Machtverhältnisse, in denen ein Mensch lebt, legitimiert ist. Diejenigen, die darunter leiden, erfahren Gewalt, wie oben erwähnt: Ihnen ist es nicht möglich, in derselben Weise "Mensch" zu sein wie jene, die aus einem solchen System gewinnen.
Staaten der modernen Zivilisation legitimieren das System der Marktwirtschaft, das die ungleiche Verteilung von Gütern beinhaltet und von – Geld. Hier jedoch lassen wir Niklas Luhmann zu Wort kommen: Er definiert Geld als ein Kommunikationsmedium; jeder Verkauf oder Handel ist eine "gelungene" Kommunikation zwischen Verkäufer/Händler und Kunden. "Gelungen" heißt hier: "Zum Vorteil des Verkäufers/Händlers".
Jemand, der im Laufe seines Leben zum Händler/Unternehmer wird, verändert sich: Er nimmt nicht mehr sozialen Kontakt auf mit anderen, weil sie Mitmenschen, sondern nur noch dann, wenn sie zahlungsfähig sind. Und alle anderen sind Opfer "struktureller Gewalt", weil ihnen erwünschte soziale Kontakte verwehrt bleiben.